20 MINUTEN ODER WENIGER: EINSTIEG IN EINE GESCHICHTE ÜBER VERLUST
Die Aufgabe
Schreib-Kaffee: in 20 Minuten oder weniger ein den Einstieg in eine Geschichte über Verlust. Schauen wir mal.
Das Ergebnis – nicht in 100 Wörtern, nicht korrigiert und garantiert nicht noch einmal gelesen
Digitaler Reisebericht| DayZ Standalone – Weiterhin irgendwo im Wald
*Die Sitzung kann nach ein paar Tagen pause wieder aufgenommen werden*
Das hat mich verändert. Auch wenn der Frust über das virtuelle Ableben groß war, war die Wut noch viel größer und siegte schließlich. Rumlaufen und looten wurde unsere neue Form der Meditation. Bis wir wieder andere Spieler trafen. Zwei. Doch diesmal waren wir weniger naiv. Die Jäger erwachten. Fünfzehn Minuten lang jagten wir die beiden armen neulinge über Wiese, Feld und Straße, bis wir schließlich erst den einen, dann den anderen erlegten.
*Daniel räuspert sich. Es ist ihm unangenehm, darüber zu berichten*
Während Steven lediglich gefallen an der Ausrüstung fand, die wir den Opfern unseres Frustes abnahmen, hatte ich Blut geleckt. Seitdem kann ich nicht mehr anders. Wenn ich mich auf einen Server einlogge, will ich Blut sehen. Aus reiner Böswilligkeit heraus möchte ich den hart erarbeiteten Spielfortschritt der anderen Spieler zunichte machen.
*Daniel weint wieder*
Ich bin ein Monster.
*spricht leiser*
Einmal habe ich mich auf einen überfüllten Friendly-Server geschlichen, weil ich nirgendwo Beute gefunden habe. Dort habe ich …
*er erleidet einen Schwächeanfall und bricht zusammen*
Zurück zur Einfachheit
Schach. Ein einfaches Spiel mit schnell erklärten Regeln. Wahrscheinlich fliegen bereits jetzt Steine aus Richtung derjenigen, die dieses Spiel erheblich besser verstehen, als ich. Vielleicht werde ich dem Spiel nicht gerecht, aber ich finde das, was es so herausfordernd macht, ist der Umstand, dass die Regeln absolut überschaubar sind und sich die Herausforderung aus dem Kontext des Spiels ergibt – und natürlich vom Gegner abhängt. Diesen Gedanken möchte ich nun auf die Schreiberei anwenden. Sicher, ein vielschichtiger Thriller mit dutzenden von Handlungsebenen und einem Finale, dass mir die Schuhe auszieht, ist eine nette Sache, doch es drängt sich mir immer mehr der Verdacht auf, dass die Unterhaltungsautoren unserer Zeit (und dazu zähle ich mich auch) dazu neigen, ihre Werke inhaltlich kaputt zu „komplexen“. Im Podcast zu Weirs „Der Marsianer“ habe ich genau diese überschaubare Einfachheit gelobt, die vielen modernen Schreiberlingen fehlt. Damit eine Geschichte gut ist, muss sie nicht komplex sein. Und: es besteht ein Unterschied zwischen Komplexität und Kompliziertheit. Als ich damals „Aus der Tiefe“ geschrieben habe, hatte ich noch keinen Gedanken an diesen Sachverhalt verschwendet, mir aber dennoch das Ziel gesetzt, mein Werk nicht an „Verkopfung“ erkranken zu lassen. Bei „Totlaender“ erlebe ich inzwischen dieselbe Entwicklung. Mit jedem Tag, den ich weiter über die Welt und die Geschichte nachdenke, wuchert der Projekt unkontrolliert in alle Richtungen. Hier soll noch eine Portion mehr „Epicness“ reingemischt werden, dort soll das ganze noch ein wenig „lost-tiger“ werden. Diese Entwicklung ist nicht gut, gleicht sie doch dem Versuch aus Schach etwas wie Warhammer zu machen. Sicher, beides sind tolle Spiele, aber das Schachbrett habe ich in den letzten Jahren öfter wieder aus dem Schrank gekramt, als den Miniaturenkoffer.
Mein Vorsatz für das nächste Werk, dass ich angehe: ich will die neue alte Einfachheit wieder finden.
Das wird toll!
Track des Moments: Golden Gates – STS9
Digitaler Reisebericht| DayZ Standalone – Irgendwo im Wald
Hallo,
mein Name ist Daniel und ich spiele DayZ.
Ja, die Standanlone-Fassung. Auf Steam, genau.
*die Gruppe begrüßt Daniel*
Ich weiß nicht, was geschehen ist. Anfangs war es Neugier basierend auf einigen Let’s Plays von Sarazar und der Berichtersttatung bei dem, was mal Game One war. Ich wollte diese freie Welt auch unbedingt erforschen und verstehen, was den Reiz ausmacht.
Die ersten Runden absolvierte ich mit Steven, wobei das kooperative Multiplayer-Erlebnis dadurch gedämpft wurde, dass man sich auf dem riesigen Abenteuerspielplatz nur schwer finden konnte. Mit Rohren und Äxten bewaffnet schlichen wir durch die Häuser, schalteten Zombies aus und sammelten alles, was uns wertvoll erschien. Das machte tatsächlich eine Menge Spaß und ich konnte überhaupt nicht verstehen, warum sich jeder darüber aufregten, dass dieses Spiel so unmenschlich sein sollte.
Bis wir den ersten anderen Spieler trafen. Und er uns beide umlegte. Uns, die wir nichts hatten, außer einer Taschenlampe und einer vergammelten Kiwi.
Das hat mich verändert.
*Daniel beginnt zu weinen. Die Sitzung muss unterbrochen werden.*
Gedankenspiel: kreativer Flow
WEITERGEDACHT | KAMPAGNENSPIEL FÜR ZOMBICIDE – STAND DER DINGE
Ich als Autor: IPMA an der Hochschule
Zweite Präsenzphase (ich habe berichtet) in meiner IPMA Zertifizierungsrunde. Die anderen Seminarteilnehmer sind ein tolles Volk, die Gruppenarbeiten (von uns liebevoll „Bastelstunde“ genannt) machen Spaß und das Essen in der Mensa ist weiterhin ein schlechter Witz.
Was hat das jetzt mit mir aus Autor zu tun? Wahrscheinlich erst einmal nichts oder zumindest nichts Neues, aber in mir keimt der Gedanke, meine Schreibprojekte besser organisieren zu müssen. So, wie ich jetzt alles in Projekten planen und managen möchte, sogar den Familieneinkauf. Der Dozent macht seine Sache also gut.
Mehr Struktur tut meinen großen und kleinen Eisen im Feuer auf jeden Fall gut. Besonders Totlaender trage ich jetzt fast ein Jahrzehnt mit mir herum und habe – in Summe über jedes Mal, wenn ich den Roman komplett über den Haufen geworfen habe – eine halbe Million Wörter geschrieben. Wahnsinn, bedenkt man, dass ich das wenigste davon verwenden kann.
Der Vorsatz, wenn es wieder an das produktive Schreiben geht, nachdem ich mein Seminar abgeschlossen habe: Projektmanagement betreiben. Bei meinen Romanprojekten spielen Risiken und Stakeholder bestimmt nur eine untergeordnete Rolle, aber eine Projektstrukturplan und eine Wordcount-Ganglinie sind garantiert wertvolle Werkzeuge.
Die Grundlage dafür ist aber ein hohes Maß an Selbstdisziplin.
Und Kaffee.
Ich als Autor: Das perfekte Schreibwochenende
Ein perfektes Schreibwochenende (wie z.B. während des NaNoWriMo) beginnt normalerweise schon in der Nacht von Freitag auf Samstag. Normalerweise dann, wenn ich die restliche Familie sicher ins Bett gebracht und alle Monster aus Kleiderschränken und unter Betten vertrieben habe.
Den Auftakt macht dann eine Runde Dragon Age: Inquisition (also zumindest zur Zeit), sozusagen die eskapistische Fahrkarte. Dann geht es am Wohnzimmertisch bei brennenden Ofen weiter. Dazu gibt es Kaffee. Das Limit sind normalerweise wenigstens 1000 Wörter (beim NaNoWriMo natürlich 1666). Wenn die erreicht sind oder ich tatsächlich schon vorher einen sinnvollen Abschnitt erreicht habe, geht es vielleicht noch einmal zurück in die Welt der Telespiele oder Steven ruft an. Ansonsten einfach ins Bett.
Am Samstags begibt sich die ganze Familie zum Einkaufen und tingelt ein wenig in der Welt herum. Aus Gründen, auf die ich nicht näher eingehen will, darf ich nicht während eines Supermarktbesuchs schreiben. Manchmal – und hier kommt der Passus „perfektes Schreibwochenende“ zum Tragen, gibt es anschließen eine Art Selbstbelohnung bei Key Largo Brunch für die ganze Bande. Während der kleine Krieger dann mit seinem Rubiks Cube beschäftigt ist, meine bessere Hälfte die E-Version einer Tageszeitung studiert, komme ich auch ein wenig zum schreiben. Man hat sich an den sonderbaren Anblick von Familie Nagel allerdings schon gewöhnt dort.
Der restliche Tag steht dann ganz im Zeichen der Familie, was aber auch dringend Notwendig ist, um die Akkus ein wenig aufzufüllen. Entweder lege ich nachmittags noch eine Sitzung ein oder ich entscheide mich für eine Mittagspause. Meistens geschieht auch genau das.
Nach einem Mincraft-Familienausflug kehrt irgendwann wieder die nächtliche Ruhe in das große Haus ein und ich beginne mit der Schreiberei. Übrigens ohne den Kram vom Vortag noch einmal zu lesen. Ehrlich.
Am Sonntag geht traditionell vor 10:00 Uhr nichts, dann aber eine Menge wie z.B. ein ausgedehntes Frühstück. Wenn dann jeder seinem persönlichen Chillprogramm nachgeht, krieche ich ins Arbeitszimmer und tippe ein paar Worte. Nach dem traditionellen sonntäglichen Abendessen im Hause meiner Eltern geht es dann auf die Couch. Jetzt wird Eskapismus großgeschrieben und wir kämpfen die ein oder andere Serie.
Wenn alles schläft, klappe ich das MacBook auf und lege los. Oder rufe Steven an, weil es noch Grafiken und Layouts zu machen gibt, die wir kurz durchsprechen müssen. Eigentlich müsste man aus unserem Sonntags-Jour-Fixe einen Podcast machen.
Dann gehts an den Schreibtisch. Vielleicht 1.000 Wörter, vielleicht 750. Sonntags kommt es da nicht so drauf an.
Und dann geht es zurück in die nächste Woche.
Ich als Autor: das nächste Projekt
Ja, ich weiß, Totlaender will eigentlich erst beendet werden und anstatt hier die Lückenlosigkeit meines Blog-Kalenders zu schließen, sollte ich mich eigentlich um die Texte für Long Term Creep kümmern. Vielleicht könnte ich auch das Badezimmer wischen, das Arbeitszimmer aufräumen oder abwaschen, aber auf jeden Fall sollte ich NICHT eine neue Idee haben.
Alle die mich kennen, rollen wahrscheinlich genervt mit den Augen, doch ich sage – um Doc Brown zu zitieren – Pfeif drauf!
Um das mein schreiberisches Gleichgewicht zu halten, sollte ich entweder was ganz anderes machen oder mich endlich wieder dem lovecraft’schen Grusel hingeben. Dann doch lieber Grusel. Ich hab da auch schon wirklich eine gute Idee. Wirklich. Das könnte wirklich spannend werden und hat auch garantiert kaum etwas mit alten Büchern zu tun.
Also: stay tuned!
Track des Augenblicks: Darren Korb – Transistor OST